Erhaltungsmaßnahmen
Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population der Wildkatze
Die größten nutzungsbedingten Beeinträchtigungen von Wildkatzenlebensräumen gehen von Forst- und Landwirtschaft aus. Darüber hinaus stellen die zahlreichen Verkehrswege ein hohes Gefährdungspotential dar. Um die Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren werden folgende Maßnahmen empfohlen:
Landwirtschaft
- Schaffung und Erhaltung reich gegliederter Waldmäntel und -säume durch Anpflanzung/Duldung von Gebüschen, Hecken, kleineren Bäumen etc. inklusive Stauden- und Krautflur, dies führt zu erhöhter Nagerdichte und damit verbesserter Nahrungsversorgung
Forstwirtschaft
- Erhaltung bzw. Erhöhung des Alt- und Totholzanteils mit ausreichend großen Baumhöhlen (Innendurchmesser über 20 cm) von/auf mind. 5 % der Waldfläche (Herrmann 1991), Erhaltung von Baumgruppen oder Bäumen, die das Potenzial für große Faulhöhlen und waagerechte Starkäste haben, um eine ausreichende Anzahl an Wurfhöhlen zu erreichen
- Erhaltung von Waldlichtungen und Waldwiesentälern als Nahrungs- (hohe Nagerdichten) und Ruhestätten
- Schaffung und Erhaltung reich gegliederter Waldsäume
- Erhaltung und Schaffung von Feldgehölzen und Heckenzügen als Trittsteine und Wanderkorridore
- Wildkatzengerechte Entwicklung von Windwurf- und Verjüngungsflächen durch:
- Belassen von hochgeklappten, gesicherten Wurzeltellern, wo möglich
- Zulassen einer natürlichen Entwicklung von Windwurfflächen, Einschlaglöchern und sonstigen Freiflächen
- Möglichst späten Bestandsschluss (> 20 Jahre)
- Zulassen von „Krüppelwuchs“ und Mehrstämmigkeit
- Verzicht auf Grundräumung, Pflanzung und Zäunung
- Belassung unaufgearbeiteter Teilflächen nach Windwürfen, zur Schaffung einer Vielzahl reich gegliederter, kleinsäugerreicher Flächen als Jagd-, Aufzucht- und Ruhestätten
Lesen Sie mehr über die Umsetzung von Maßnahmen in Wildkatzenförderräumen, über Wildkatzenschutz im Wald oder weitere Anregungen für Forstleute, Landwirte und Jäger.
Sonstige Maßnahmen
- Öffentlichkeitsarbeit, um für die Belange der Wildkatze (Störungsempfindlichkeit, Benötigung von reich gegliederten Lebensräumen etc.) zu sensibilisieren
- Verbot der Bau- und Fallenjagd (ausgenommen Lebendfallen), Unterlassung der Jagd auf verwilderte Katzen, um Fehlabschüsse zu vermeiden
- Zur Vermeidung von Bastardierung können im Einzelfall verwilderte Hauskatzen mit Lebendfallen abgefangen werden
- Lenkung von Freizeitnutzung, um die Störungsfrequenz möglichst herabzusetzen bzw. gänzlich störungsfreie Räume zu schaffen
- Ausweisung von Schutzgebieten zur Schaffung störungsfreier Zonen
- Vorkommensspezifische Managementpläne zur gezielten Entwicklung der Vorkommen
- Schaffung/Erhaltung von Wanderkorridoren zur Vernetzung der Vorkommen
- Wildkatzengeeignete Leiteinrichtungen an Straßen (keine Knotengitterzäune), um Verluste durch den Straßenverkehr zu verhindern
- Naturnahe Gestaltung von Fließgewässern in Wildkatzenlebensräumen um Wanderkorridore zu schaffen und die Überquerung von Gewässern zu erleichtern
Die Minimierung der Störungen/Zerschneidungswirkungen aufgrund von Verkehrs- und Wanderwegen kann durch folgende Maßnahmen erreicht werden
- Optimale Vernetzung von Vorkommen bzw. von aktuell besiedelten und potenziellen Lebensräumen über Grünbrücken und andere Querungshilfen, Wanderkorridore und Leitelemente (keine Knotengitterzäune)
- Vermeidung der weiteren Zerschneidung besiedelter oder potenziell geeigneter Gebiete durch Straßenneu- oder -ausbau, Schienenbau o.ä., entsprechende Berücksichtigung zusammenhängender Lebensräume von Wildkatzen in Landschaftsrahmenplanung und Flächennutzungsplänen
Lesen Sie mehr über die Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen - Ausweisung von Ruhezonen, die zumindest während der Aufzucht der Jungtiere nicht betreten werden dürfen und entsprechende Besucherlenkung
- Ausweisung von Bannwäldern und entsprechende Umlegung/Sperrung/Rückbau bestehender Waldwege bzw. angepasste Neuanlage von Wanderwegenetzen